6.1 Überblick Aus- und Weiterbildung

Auf einen Blick:

Mehr als 8.500 Personen absolvierten im Schuljahr 2022/2023 die Ausbildung zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau. Etwa 1.500 Personen befanden sich in einer einjährigen Pflegehelferausbildung. Während die Schülerzahlen in der Krankenpflegehilfe zuletzt gestiegen sind, deutet sich in der Altenpflegehilfe ein Rückgang an.

Der größere Teil der praktischen Ausbildungsplätze in der Altenhilfe wurde im Jahr 2022 von den stationären Pflegeeinrichtungen angeboten. 9 von 10 Einrichtungen engagieren sich in Fachkraft- oder Helferausbildung. Von den ambulanten Pflegediensten stellten 68 Prozent Ausbildungs- bzw. Praktikumsplätze zur Verfügung. Von den Krankenhäusern im Bundesland engagierten sich sogar 96 Prozent in der Ausbildung. Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplätze hat in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen seit 2020 zugenommen.

Stellt man die Absolventen/innen der Ausbildung im Jahr 2022 dem Beschäftigtenstand gegenüber, zeigt sich eine höhere Ausbildungsintensität in der Altenpflege als in der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege. In der Altenpflege machten die Absolventen/innen 6,2 Prozent am Beschäftigtenstand aus, in der (Kinder-)Krankenpflege 3,6 Prozent. Darüber hinaus variiert die Ausbildungsintensität im regionalen Vergleich.

1. Ausbildungssituation in Hessen – Schülerdaten

Um die Ausbildungssituation in Hessen insgesamt und in den Regionen des Bundeslandes abzubilden, wird auf Daten aus der Schulstatistik des Hessischen Statistischen Landesamtes zurückgegriffen. Diese liefert jährlich Informationen zu den Schüler/innen in den Pflegeschulen. Für den Bildungsgang Pflegefachmann/-frau liegen Daten bis zum Kalenderjahr 2022 vor. Für die Bildungsgänge Altenpflegehilfe und Krankenpflegehilfe ist der Erhebungszeitraum jeweils der 01.10. bis 30.09., die neuesten Daten liegen für das Schuljahr 2022/2023 vor.

Mit dem Umstieg auf die neue Pflegeausbildung sind die Schülerzahlen in der Alten-, der Kranken- und der Kinderkrankenpflege gesunken. Die höchsten Schülerzahlen entfallen auf den Bildungsgang Pflegefachmann/-frau. Im Schuljahr 2022/2023 absolvierten 8.537 Personen in Hessen diese Ausbildung. Sehr unterschiedlich hoch waren die Schülerzahlen in den beiden Pflegehelferausbildungen: Während 1.235 Personen die Altenpflegehilfeausbildung absolvierten, befanden sich 238 Personen in der Krankenpflegehilfeausbildung. Aufgrund einer fehlenden gesetzlichen Auskunftspflicht können die Daten für die Krankenpflegehilfe an der einen oder anderen Stelle unvollständig sein.

Die Entwicklung der Schülerzahlen in der neuen Pflegeausbildung wird längerfristig zu beobachten sein. Im Zeitverlauf zwischen den Schuljahren 2015/2016 und 2022/2023 sind die Schülerzahlen in der Altenpflegehilfe zunächst gestiegen, in den letzten drei Schuljahren zeigt sich jedoch eine leicht rückläufige Tendenz. In der Krankenpflegehilfe schwanken die Schülerzahlen im Zeitverlauf, in den vergangenen drei Schuljahren zeigt sich allerdings ein Anstieg. Im Schuljahr 2022/2023 erreichten die Schülerzahlen in der Krankenpflegehilfe den zweithöchsten Wert im Betrachtungszeitraum.

2. Merkmale der Auszubildenden

Anhand der Schulstatistik für das Schuljahr 2022/2023 werden im Folgenden einzelne Merkmale der Schüler/innen näher beschrieben.

58 Prozent der Auszubildenden, die im Jahr 2022 die Ausbildung zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau aufgenommen haben, verfügen über einen Ausbildungsvertrag mit einem Krankenhaus. Für 31 Prozent fungiert eine stationäre Pflegeeinrichtung als Träger der praktischen Ausbildung. Lediglich 6 Prozent absolvieren ihre Ausbildung vorrangig in einem ambulanten Pflegedienst. Im Vergleich zum Jahr 2020 hat das Krankenhaus als Ausbildungsträger an Bedeutung gewonnen. Auf der anderen Seite fungieren weniger stationäre Pflegeeinrichtungen als Träger der praktischen Ausbildung.

Viele Schüler/innen in einer Pflegeausbildung haben eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft. Dies trifft auf 39 Prozent der angehenden Pflegefachmänner/-frauen, auf 40 Prozent der Schüler/innen in der Altenpflegehilfe und auf 33 Prozent der angehenden Krankenpflegehelfer/innen zu.

Nimmt man die schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/innen in den Blick, ergibt sich kein homogenes Bild: Von den Anfänger/innen in der 3-jährigen Ausbildung brachte mit 57 Prozent die Mehrzahl im Schuljahr 2022/2023 einen Realschulabschluss mit. Der Anteil der Anfänger/innen mit allgemeiner oder Fachhochschulreife lag bei 23 Prozent. Von den Ausbildungsanfänger/innen in der Altenpflegehilfe und der Krankenpflegehilfe brachte dagegen nur ein kleiner Teil einen höheren Schulabschluss als den Hauptschulabschluss mit. 67 Prozent der angehenden Krankenpflegehelfer/innen verfügten über einen Hauptschul-, 26 Prozent über einen Realschulabschluss. Unter den angehenden Altenpflegehelfer/innen befanden sich sogar 74 Prozent mit einem Hauptschul- und nur 13 Prozent mit einem Realschulabschluss.

Über den vorherigen Bildungsgang ließ sich rekonstruieren, aus welchen Bereichen die Ausbildungsanfänger/innen des Schuljahres 2022/2023 in eine Pflegeausbildung eingemündet waren. Von den angehenden Pflegefachmännern/-frauen hatten 12 Prozent vorher eine andere Berufsausbildung absolviert. Dabei handelte es sich vermutlich um eine Pflegehelferausbildung. 20 Prozent kamen aus einer Erwerbstätigkeit, mit 42 Prozent waren etwa doppelt so viele angehende Pflegefachkräfte aber vorher nicht erwerbstätig.

Heterogen war das Bild gleichfalls bei den angehenden Pflegehelfer/innen: Gute jede/r dritte Anfänger/in in der Altenpflegehilfe kam direkt aus einer Erwerbstätigkeit. 44 Prozent waren vor Ausbildungsbeginn nicht erwerbstätig. Eine Berufsausbildung hatten nur sehr wenige Schüler/innen absolviert, jede/r zehnte Anfänger/in kam aus einer allgemeinbildenden Schule. Eine direkte Einmündung von der allgemeinbildenden Schule in die Ausbildung fand sich bei 29 Prozent der angehenden Krankenpflegehelfer/innen. 60 Prozent waren vorher nicht erwerbstätig.

Auch bezüglich der Altersstruktur der Schüler/innen ergaben sich Unterschiede: Während mit 41 Prozent recht viele angehende Pflegefachpersonen 27 Jahre und älter sind, traf dies nur auf jeweils 32 Prozent der Schüler/innen in der Alten- und Krankenpflegehilfe zu. In der Altenpflegehilfeausbildung ist mit 23 Prozent ein recht großer Teil 18 Jahre oder jünger. Die Altersspanne scheint dort insgesamt am größten. In der Krankenpflegehilfeausbildung war mit 39 Prozent der größte Teil der Schüler/innen zwischen 19 und 22 Jahren alt.

3. Ausbildungsplätze in der Altenhilfe und in Krankenhäusern

Im Jahr 2022 haben sich 68 Prozent aller hessischen ambulanten Pflegeeinrichtungen in der Ausbildung engagiert. Dies sind etwas weniger als noch im Jahr 2020. Immerhin 71 Prozent fungierten in 2022 als Träger der praktischen Ausbildung für Pflegefachmänner/-frauen, 82 Prozent haben Praktikumsplätze für externe Auszubildende angeboten. Etwas weniger Pflegedienste engagierten sich in der Ausbildung von Altenpflegehelfer/innen: Nur die Hälfte fungierte als Träger der praktischen Ausbildung, aber etwa zwei Drittel haben Praktikumsplätze angeboten.

Höher lag der Anteil der ausbildenden Einrichtungen im stationären Sektor: Dort waren im Jahr 2022 insgesamt 90 Prozent aller Einrichtungen in der Ausbildung engagiert. 82 Prozent fungierten als Ausbildungsträger in der Fachkraft-, 76 Prozent als Träger in der Helferausbildung. Der Anteil der Einrichtungen, die Plätze für externe Auszubildende anboten, lag mit 89 Prozent (Pflegefachmann/-frau) bzw. 74 Prozent (Altenpflegehilfe) ebenfalls höher als im ambulanten Sektor.

Nicht sämtliche von den Einrichtungen angebotenen Ausbildungsplätze konnten im Jahr 2022 tatsächlich besetzt werden. Der Anteil der besetzten Ausbildungsplätze für Pflegefachmänner/-frauen lag im ambulanten Sektor höher als im stationären. In den ambulanten Pflegeeinrichtungen konnten gut drei Viertel der Ausbildungsplätze und damit mehr als noch im Jahr 2020 besetzt werden. Gesunken ist der Anteil der besetzten Ausbildungsplätze dagegen in stationären Pflegeeinrichtungen. Hier konnten nur noch 67 Prozent der angebotenen Plätze ausgelastet werden. Zudem ist die Besetzungsquote für Ausbildungsplätze in der Altenpflegehilfe von 77 Prozent auf 63 Prozent gesunken. In den ambulanten Diensten lag die Quote ebenfalls nur bei 62 Prozent.

Von den befragten Krankenhäusern haben sich 96 Prozent in irgendeiner Form in der Ausbildung engagiert. 87 Prozent fungierten als Träger der praktischen Ausbildung in der neuen Pflegeausbildung, 76 Prozent boten Praktikumsplätze für externe Auszubildende an. Deutlich weniger Engagement entfiel auf die Krankenpflegehilfeausbildung: Hier engagierten sich 28 Prozent als Ausbildungsträger, 21 Prozent boten Praktikumsplätze an.

In den ausbildenden Krankenhäusern konnte der Großteil der angebotenen Ausbildungsplätze im Jahr 2022 besetzt werden. Die Besetzungsquoten lagen mit 81 Prozent für Pflegefachkräfte und 78 Prozent für Pflegehelfer/innen deutlich höher als in der Altenhilfe, wenn auch niedriger als im Jahr 2020, als die Krankenhäuser noch 91 Prozent der Ausbildungsplätze für Pflegefachmänner/-frauen und 87 Prozent der Ausbildungsplätze für Krankenpflegehelfer/innen besetzen konnten.

4. Ausbildung in den Regionen

Die Schulstatistik des Hessischen Statistischen Landesamtes ermöglicht eine regionalisierte Betrachtung der Auszubildendenzahlen. Die Zuordnung der Schüler/innen zu einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt erfolgt allerdings nicht anhand des Wohnorts oder über die Adresse des Ausbildungsbetriebs, sondern über den Standort der Pflegeschule.

Die Anzahl der angehenden Pflegefachmänner/-frauen war im Schuljahr 2022/2023 in den Städten Frankfurt am Main und Kassel am höchsten. Dort absolvierten 1.272 bzw. 777 Schüler/innen die Ausbildung. In sämtlichen hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten existierten schulische Ausbildungsangebote.

Auch die Auszubildenden in der Altenpflegehilfeausbildung verteilten sich nahezu über das gesamte Bundesland. In lediglich drei Landkreisen existierte kein schulisches Ausbildungsangebot (Main-Taunus-Kreis, Odenwaldkreis und Rheingau-Taunus-Kreis). Am höchsten waren die Schülerzahlen wiederum in Frankfurt am Main (150 Auszubildende), gefolgt von der Stadt Kassel (130 Auszubildende) und dem Main-Kinzig-Kreis (111 Auszubildende).

In der Krankenpflegehilfeausbildung lagen die Ausbildungszahlen in den Landkreisen Waldeck-Frankenberg (45 Auszubildende), Marburg-Biedenkopf (44 Auszubildende) und Groß-Gerau (34 Auszubildende) am höchsten. Darüber hinaus existieren noch in neun weiteren Regionen schulische Ausbildungsangebote. Zu bedenken ist allerdings, dass die Erhebung der Schülerdaten für die Krankenpflegehilfeausbildung auf freiwilligen Angaben beruhen und dass möglicherweise nicht sämtliche Schulen an der Erhebung teilgenommen haben, weshalb die Schülerzahlen unvollständig sein könnten.

Um das Ausmaß der Ausbildungsintensität im regionalen Vergleich und zwischen den Berufen noch besser bewerten zu können, wurden die Absolventenzahlen aus dem Jahr 2022 in Relation zum Beschäftigtenstand Ende des Jahres 2021 gesetzt. Das Ergebnis zeigt, um wie viel Prozent sich der Beschäftigtenstand innerhalb eines Jahres rein rechnerisch durch Ausbildung „erneuert“ hat.

Die Absolventen/innen im Bildungsgang Altenpfleger/in machten im Jahr 2022 hessenweit 6,2 Prozent am Beschäftigtenstand aus. Die Ausbildungsintensität variierte im regionalen Vergleich aber stark. So lag sie in der Stadt Wiesbaden bei 15 Prozent, in der Stadt Darmstadt sogar bei 19 Prozent. 13 Regionen lagen dagegen – teils deutlich – unter dem Landesdurchschnittswert.

In den Bildungsgängen Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, die hier gemeinsam betrachtet werden, entsprach die Zahl der Absolventen/innen in Hessen 3,6 Prozent des Beschäftigtenstandes. Die Ausbildungsintensität ist folglich geringer als in der Altenpflege. Zudem variieren die Werte weniger. Höher als 5 Prozent lag die Ausbildungsintensität in der Stadt Darmstadt und im Kreis Limburg-Weilburg. Ebenfalls deutlich überdurchschnittlich hohe Werte erreichten die Stadt Kassel sowie die Kreise Groß-Gerau und Waldeck-Frankenberg.