4.1 Überblick Entwicklung des Pflegearbeitsmarktes

Auf einen Blick:

Der Beschäftigtenstand im Funktionsbereich Pflege in den hessischen Krankenhäusern hat zwischen 2019 und 2021 deutlich zugenommen. In Rehabilitationskliniken sind dagegen von Jahr zu Jahr weniger Pflegekräfte tätig.

Die Zahl der Beschäftigten in ambulanten und stationären Altenpflegeeinrichtungen ist zwischen 2005 und 2019 stark angestiegen. Im Jahr 2021 liegt sie jedoch niedriger als zwei Jahre zuvor. Zeitgleich sind allerdings auch die Teilzeitquoten recht deutlich gesunken, der Anteil der Vollzeitbeschäftigten hat zugenommen.

Im Jahr 2006 gab es noch in allen Pflegeberufen und auf allen Qualifikationsebenen Angebotsüberhänge. In den folgenden Jahren hat die Nachfrage nach Pflegekräften jedoch stark zugenommen. Bis zum Jahr 2018 hat sich die Gesamtnachfrage nach Pflegekräften fast vervierfacht. Im Jahr 2020 kam es zu einem Einbruch der Nachfrage, der mit einer rückläufigen Anzahl zu besetzender Arbeitsplätze in ambulanten Pflegediensten infolge der einsetzenden Corona-Pandemie zu erklären ist. Im Jahr 2022 ist die Nachfrage insbesondere im Krankenhaussektor und in stationären Pflegeeinrichtungen stark und je nach Qualifikationsebene auf ein Höchstniveau gestiegen.

Im Jahr 2022 ergaben sich für alle Pflegeberufe und Qualifikationsebenen Defizite, die zumeist höher ausfielen als in den vergangenen 10 Jahren. Lediglich für Pflegehelfer/innen waren die Engpässe im Jahr 2018 noch größer als in 2022.

Betrachtet man die Salden aus Angebot und Nachfrage in Relation zum Beschäftigtenstand, ist der Engpass für die Altenpflegehelfer/innen am größten. Für diese Berufsgruppe betrug die Lücke zeitweise ein Drittel des gesamten Beschäftigtenstands; im Jahr 2022 hätte die Zahl der Beschäftigten rein rechnerisch um 22 Prozent ausgeweitet werden müssen, um ein Defizit zu vermeiden. Im Betrachtungszeitraum kann die Arbeitsmarktlage für Altenpfleger/innen (zwischen 12 und 17 Prozent) zudem durchgängig als stärker angespannt angesehen werden als für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen (zwischen 3 und 7 Prozent).

Für den Hessischen Pflegemonitor werden seit 2007 im zweijährlichen Rhythmus alle hessischen ambulanten und stationären Altenhilfeeinrichtungen sowie alle Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken befragt. Mit den Befragungsergebnissen für das Jahr 2022 liegen acht Messpunkte vor, so dass mittlerweile auch mittelfristige Entwicklungstrends auf dem Pflegearbeitsmarkt analysiert werden können.

1. Entwicklung des Beschäftigtenstandes

In den hessischen Krankenhäusern fand zwischen 2003 und 2005 ein Personalabbau statt. Seither ist der Beschäftigtenstand stetig gewachsen und liegt seit dem Jahr 2011 wieder leicht über dem Niveau von 2003. Zwischen 2009 und 2015 waren die Beschäftigtenzahlen recht konstant, seither findet ein Beschäftigungszuwachs statt. Zwischen 2019 und 2021 ist der Sprung mit einem Zuwachs um ca. 2.500 beschäftigte Pflegekräfte auffällig groß. In allen betrachteten Qualifikationen hat die Zahl der Beschäftigten zugenommen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass der Anteil der in Teilzeit Beschäftigten beträchtlich ist. Für die größte Beschäftigtengruppe der Gesundheits- und Krankenpfleger/innen hat sich die Teilzeitquote in den vergangenen Jahren kaum verändert, sie lag im Jahr 2021 bei 47 Prozent. Deutlich seltener in Teilzeit beschäftigt sind Krankenpflegehelfer/innen: Hier lag die Teilzeitquote zuletzt bei 38 Prozent.

Die Zahl der beschäftigten Pflegekräfte in den hessischen Rehabilitationskliniken ist zwischen 2003 und 2005 stark und seit 2009 weitgehend kontinuierlich gesunken. Zwischen 2019 und 2021 reduzierte sich der Beschäftigtenstand um etwa 10 Prozent. Der Anteil der in Teilzeit beschäftigten Pflegekräfte liegt höher als in den Akutkrankenhäusern. 54 Prozent der Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie 46 Prozent der Krankenpflegehelfer/innen waren im Jahr 2021 in Teilzeit tätig.

Die Beschäftigtenzahlen in den Altenhilfeeinrichtungen sind bis 2019 kontinuierlich gestiegen, zwischen 2019 und 2021 zeigt sich jedoch eine rückläufige Tendenz. In ambulanten Pflegediensten waren 2021 etwa 3 Prozent weniger Pflegekräfte tätig als noch zwei Jahre zuvor. Der Rückgang betrifft allerdings nicht alle Berufsgruppen: Gestiegen ist der Beschäftigtenstand bei Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen und beim sonstigen Pflegepersonal. Zu beachten ist allerdings, dass zwischen 2019 und 2021 auch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten stark zurückgegangen ist und auf allen Qualifikationsebenen die niedrigsten Werte seit 2007 erreicht. Während beispielsweise im Jahr 2019 noch 55 Prozent der Altenpfleger/innen in Teilzeit tätig waren, traf dies in 2021 nur noch auf 49 Prozent zu.

In den stationären Pflegeeinrichtungen ist die Beschäftigtenzahl nach dem stetigen Anstieg im Betrachtungszeitraum zwischen 2019 und 2021 um 12 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang betraf in besonderem Maße das sonstige Pflegepersonal. Da dieses die größte Beschäftigtengruppe in stationären Pflegeeinrichtungen darstellt, fällt der Rückgang stark ins Gewicht. Für die Berufsgruppen der Altenpfleger/innen oder der Gesundheits- und Krankenpfleger/innen haben sich die Beschäftigtenzahlen weit weniger stark verändert. Die Teilzeitquoten sind zwischen 2019 und 2021 um mehrere Prozentpunkte gesunken. Waren von den Altenpflegern/innen im Jahr 2019 noch 44 Prozent in Teilzeit tätig, traf dies in 2021 auf 41 Prozent zu.

Die rückläufigen Teilzeitquoten führen dazu, dass der Beschäftigtenstand bei Pflegefachpersonen in der Altenhilfe in Vollzeitäquivalenten zwischen 2019 und 2021 nicht zurückgegangen ist. Im Jahr 2019 waren 21.481 Fachkräfte in Vollzeitäquivalenten in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen tätig, im Jahr 2021 handelte es sich um 21.771 Fachkräfte in Vollzeitäquivalenten.

2. Entwicklung des Arbeitsmarktes

Pflegekräftenachfrage

Die Nachfrage der Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken und Altenhilfeeinrichtungen nach Pflegekräften ist bis 2018 stetig gestiegen. Im Jahr 2008 wurden 12.132 Pflegekräfte gesucht, im Jahr 2018 waren es 21.196. Der vermutlich mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie erklärbare Rückgang offener Stellen in ambulanten Pflegediensten im Jahr 2020 führte insgesamt zu einem Nachfragerückgang. In 2020 wurden 19.120 Pflegekräfte gesucht. Im Jahr 2022 hatten die Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken und Altenhilfeeinrichtungen mit 24.721 Stellen mehr Arbeitsplätze zu besetzen als je zuvor im Betrachtungszeitraum.

Pflegekräfte sind zwar keine einheitliche Gruppe, die Qualifikationen reichen von angelernten Hilfskräften bis zu Pflegekräften mit Studienabschluss; der Nachfrageanstieg zwischen 2020 und 2022 betraf allerdings sämtliche Qualifikationsebenen. Im Folgenden werden die Entwicklungen der vergangenen Jahre differenziert nach Qualifikationsebenen und Berufen in der Pflege skizziert.

  • Die Nachfrage nach Pflege(fach)kräften mit Studienabschluss hat im Zeitverlauf recht kontinuierlich zugenommen. Im Jahr 2020 lag sie allerdings – bedingt durch einen Nachfragerückgang in den stationären Pflegeeinrichtungen – niedriger als zwei Jahre zuvor. In 2022 wurden 369 Pflege(fach)kräfte mit Studienabschluss gesucht. Die Nachfrage ist insbesondere im Krankenhaussektor und – etwas weniger stark – in der stationären Langzeitpflege gestiegen.
  • Die Zahl der gesuchten Pflegefachkräfte mit staatlich anerkannten Weiterbildungsabschlüssen ist seit 2010 kontinuierlich gestiegen. Während in 2010 noch 1.037 Arbeitsplätze zu besetzen waren, existierten im Jahr 2022 insgesamt 3.313 offene Stellen. Alleine zwischen 2020 und 2022 ist die Nachfrage um 343 Personen oder 12 Prozent gestiegen. Mit Ausnahme der Rehabilitationskliniken zeigte sich ein Nachfrageanstieg in allen Versorgungsbereichen.
  • Für die Gruppe der staatlich geprüften Pflegefachkräfte ohne formale Weiterqualifikation ist die Nachfrage seit 2006 ebenfalls recht kontinuierlich gestiegen, alleine zwischen 2016 und 2018 um 10 Prozent. Zum Jahr 2020 sank die Nachfrage allerdings um 6 Prozent. Die Hauptursache dafür liegt in der – wahrscheinlich Corona-bedingt – stark rückläufigen Zahl offener Stellen für Altenpfleger/innen in ambulanten Pflegediensten. Zudem war die Nachfrage nach Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen in den Krankenhäusern zurückgegangen. Im Jahr 2022 erreichte die Nachfrage nach Pflegefachkräften dann einen Höhepunkt, mit 10.837 gesuchten Fachkräften waren mehr Stellen zu besetzen als je zuvor im Betrachtungszeitraum und alleine 15 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Die Nachfrageanstiege fallen in den Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen am höchsten aus.
  • Auch die Nachfrage nach staatlich geprüften Pflegehelfer/innen ist zwischen 2018 und 2020 gesunken und seither wieder gestiegen. Das Niveau von 2018 (4.379 zu besetzende Stellen) wurde im Jahr 2022 (3.952 zu besetzende Stellen) allerdings nicht erreicht, denn der Zuwachs offener Stellen beschränkte sich auf die Krankenhäuser und stationären Pflegeeinrichtungen. In den ambulanten Pflegeeinrichtungen verblieb die Nachfrage nach Pflegehelfer/innen im Jahr 2022 dagegen ungefähr auf dem Niveau von 2020.
  • Die Zahl der gesuchten angelernten und anzulernenden Hilfskräfte ist im Zeitverlauf stark gestiegen. Im Jahr 2022 waren mit 4.156 mehr offene Stellen zu besetzen als in den Jahren zuvor. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist die Nachfrage um 49 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg geht auf die Entwicklung in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen zurück. In der stationären Langzeitpflege hat sich die Nachfrage von 965 auf 2.019 gesuchte Hilfskräfte zwischen 2020 und 2022 mehr als verdoppelt.

Zusammenführung von Angebot und Nachfrage

Beim Vergleich der Ergebnisse der Jahre 2006 bis 2022 wird deutlich, dass sich der Pflegearbeitsmarkt in Hessen über die neun Messzeitpunkte gravierend verändert hat. Während in 2006 noch für alle Qualifikationsstufen positive Saldenwerte erreicht werden konnten, hatte sich die Situation bereits 2008 komplett umgekehrt. Nahezu flächendeckende Engpässe waren die Folge.

In den Jahren 2010 und 2012 war das Bild heterogen. Für Pflegehilfskräfte war das Angebot weiterhin größer als die Nachfrage, aber auch für akademische Pflegekräfte und für Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen hatte sich die Arbeitsmarktlage entspannt. In den anderen Berufen und Qualifikationsebenen waren die Lücken allerdings weiter groß. Von 2012 zu 2014 hat sich die Arbeitsmarktlage hingegen wieder verschärft. Während für Pflegehilfskräfte und akademische Pflegekräfte nach wie vor ein Überangebot bestand, hat sich der Engpass v.a. bei den Alten- und Krankenpflegehelfer/innen deutlich vergrößert. Zwischen 2014 und 2016 wurde der Arbeitsmarkt in fast allen Feldern noch stärker angespannt. Erstmals seit 2006 waren weniger Pflegehilfskräfte verfügbar als von den Einrichtungen gesucht wurden. Dieser Trend hatte sich zwischen 2016 und 2018 weiter fortgesetzt, der Pflegearbeitsmarkt in Hessen blieb weiterhin stark angespannt. Zum Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Pflegekräften gesunken, vor allem in der ambulanten Pflege. Da sich das Angebot an Pflegekräften gleichzeitig kaum verändert hat, sind die Engpässe rein rechnerisch etwas kleiner geworden: Während im Jahr 2018 insgesamt 10.666 Pflegekräfte in Hessen fehlten, waren es in 2020 noch 8.374 fehlende Personen.

Zwischen 2020 und 2022 hat sich die Lage wieder verschärft, die Engpässe sind größer geworden und betreffen sämtliche Qualifikationsebenen. Verantwortlich für diese Entwicklung ist vor allem die stark gestiegene Nachfrage nach Pflegekräften (insbesondere in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen). Das Angebot an Pflegefachkräften und Pflegehelfer/innen ist zwischen 2020 und 2022 zwar ebenfalls größer geworden, der Angebotszuwachs fiel allerdings deutlich geringer aus als die Nachfrageentwicklung.

Im Folgenden werden die einzelnen Qualifikationsebenen und Berufe separat betrachtet.

  • Das Angebot an Pflege(fach)kräften mit Studienabschluss reicht seit 2020 nicht mehr aus, um die Nachfrage der Einrichtungen zu decken. Fehlten im Jahr 2020 noch 37 Personen, ist das Defizit im Jahr 2022 auf 166 fehlende Pflege(fach)kräfte mit Studienabschluss angewachsen.
  • Das Angebot an Pflegefachkräften mit staatlich anerkannten Weiterbildungen ist bis 2020 kontinuierlich gestiegen, im Jahr 2022 waren etwas weniger Personen zur Besetzung offener Stellen verfügbar. Zugleich hat die Nachfrage der Arbeitgeber stetig zugenommen und lag permanent höher als das verfügbare Angebot. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage war im Jahr 2022 mit 1.944 fehlenden Personen größer als je zuvor im Betrachtungszeitraum.
  • Zwischen 2012 und 2018 hat die Nachfrage nach Altenpfleger/innen stark zugenommen (+57 Prozent). Gleichzeitig lag das Angebot trotz steigender Tendenz immer unter der Nachfrage, sodass der Fachkräftemangel zwischen 2012 und 2018 stetig größer wurde. Im Jahr 2020 hat sich die Arbeitsmarktlage leicht entspannt: Zwar ist das Angebot nicht gestiegen, die Nachfrage war jedoch insbesondere in ambulanten Pflegediensten rückläufig. Rein rechnerisch fehlten 2.911 Altenpfleger/innen. Zum Jahr 2022 ist die Nachfrage dann wieder stark gestiegen, während das Angebot nicht in gleichem Maße zugenommen hat. Das Defizit war mit 3.535 fehlenden Personen größer als je zuvor im Betrachtungszeitraum.
  • Für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen hat sich der Arbeitsmarkt zwischen 2006 und 2008 von einem Fachkräfteüberhang zu einer zahlenmäßigen Unterdeckung verschoben. Während in den Jahren 2016 und 2018 jeweils mehr als 2.000 Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt verfügbar waren, fiel das Angebot im Jahr 2020 kleiner aus. Die Nachfrage verharrte in etwa auf dem Niveau von 2018, sodass der Engpass in der Gesundheits- und Krankenpflege im Jahr 2020 rein rechnerisch etwas größer ausfiel als zwei Jahre zuvor. Fehlten damals 2.361 Personen, waren es im Jahr 2022 insgesamt 2.451. Die Nachfrage, die vor allem im Krankenhaussektor anfiel, hat zwischen 2020 und 2022 etwas stärker zugenommen als das verfügbare Angebot.
  • Für Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen ergibt sich im zeitlichen Vergleich folgendes Bild: Das Angebot lag in 2022 auf dem Niveau des Jahres 2018, die Nachfrage der Arbeitgeber erreichte im Jahr 2022 jedoch einen Höchststand. Mit 376 fehlenden Fachkräften lag das Defizit, welches in den vergangenen Jahren eigentlich stetig zu schrumpfen schien, wieder auf dem Niveau des Jahres 2016.
  • Bis einschließlich 2018 haben sich Angebot an und Nachfrage nach Altenpflegehelfer/innen gleichförmig entwickelt: Beides ist kontinuierlich größer geworden. Dabei überstieg die Nachfrage das Angebot jeweils deutlich. Auch in den Jahren 2020 und 2022 setzte sich die positive Angebotsentwicklung fort, es standen jeweils mehr Arbeitskräfte zur Verfügung als zwei Jahre zuvor. Allerdings lag die Zahl der zu besetzenden Stellen in 2020 deutlich unter dem Wert von 2018 und auch im Jahr 2022 wurde das hohe 2018er-Niveau nicht wieder erreicht. Die Lücke war im Jahr 2022 mit 1.339 fehlenden Altenpflegehelfer/innen deutlich kleiner als in 2018 (-1.771).
  • Sowohl Angebot und Nachfrage als auch die Mismatches liegen für Krankenpflegehelfer/innen niedriger als für Altenpflegehelfer/innen. Während das Angebot in den vergangenen Jahren recht konstant aus etwa 270 Personen bestand, konnte es durch die Ausweitung der Ausbildungsbemühungen auf 405 Personen im Jahr 2020 bzw. 424 Personen in 2022 gesteigert werden. Die Nachfrage lag jedoch – wie in den Vorjahren – mehr als doppelt so hoch wie das Angebot. Im Jahr 2020 fehlten in Hessen 522, im Jahr 2022 insgesamt 541 Krankenpflegehelfer/innen.
  • Das Angebot an angelernten und anzulernenden Pflegehilfskräften ist im längerfristigen Zeitverlauf aufgrund methodischer Probleme nicht vergleichbar. Zwischen 2020 und 2022 zeigt sich eine leicht rückläufige Tendenz, während die Nachfrage insbesondere der stationären Pflegeeinrichtungen zuletzt stark gestiegen ist. Schon seit 2016 reicht das Angebot zur Deckung der Nachfrage nicht mehr aus, im Jahr 2022 fehlten 1.623 Pflegehilfskräfte.

Saldo aus Angebot und Nachfrage in Relation zum Beschäftigtenstand

Die Salden aus Angebot und Nachfrage in absoluten Zahlen geben zwar einen ersten Überblick zur Arbeitsmarktlage in den jeweiligen Berufen. Genauer ist allerdings eine relative Betrachtung der Salden. Dafür werden die Überhänge bzw. Engpässe in Beziehung gesetzt zum Beschäftigtenstand in den jeweiligen Qualifikationen. Damit kann gezeigt werden, wie hoch die Unterdeckung im Verhältnis zum aktuellen Beschäftigtenstand ausfällt.

  • Im zeitlichen Vergleich war die Lücke für die Altenpfleger/innen mit 17 Prozent des Beschäftigtenstandes im Jahr 2018 am größten. Zwar lag der Engpass im Jahr 2022 in absoluten Zahlen noch höher als in 2018, in Relation zum Beschäftigtenstand machte der Saldo zuletzt jedoch „nur“ 15 Prozent aus.
  • Für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen lagen die relativen Engpässe seit 2014 recht konstant bei 6 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau der Engpässe für Altenpfleger/innen. Der Beschäftigtenstand an Gesundheits- und Krankenpfleger/innen ist zahlenmäßig deutlich größer als der Beschäftigtenstand an Altenpfleger/innen. Im Jahr 2022 lag der relative Saldo einen Prozentpunkt höher als in den Vorjahren (7 Prozent).
  • Die Arbeitsmarktlage für Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen war im Jahr 2020 nahezu im Gleichgewicht, der relative Saldo betrug 1 Prozent. Seither ist die Lücke jedoch wieder größer geworden, der Saldo des Jahres 2022 entsprach 10 Prozent des Beschäftigtenstandes. Im Jahr 2016 hatte er mit 12 Prozent sogar noch etwas höher gelegen. Durch die kleineren Fallzahlen fallen Schwankungen in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege allerdings auch stärker ins Gewicht als bei anderen Berufsgruppen.
  • Der relative Engpass bei den Altenpflegehelfern/innen war im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen im Betrachtungszeitraum am größten, obwohl die Zahl der Beschäftigten im Zeitverlauf stark gestiegen ist. Dies zeigt deutlich, wie stark angespannt die Arbeitsmarktlage in Hessen auch für Pflegehelfer/innen ist. Im Jahr 2010 entsprach der relative Saldo einem Drittel des damaligen Beschäftigtenstands. Dank eines stark steigenden Angebots bei mäßig wachsender Nachfrage konnte der Engpass bis 2012 auf 15 Prozent des Beschäftigtenstands mehr als halbiert werden. Seither ist die Nachfrage jedoch weiterhin stärker als das Angebot gestiegen, und der Saldo für das Jahr 2018 machte erneut 30 Prozent des Beschäftigtenstands aus. Im Jahr 2020 lag der relative Saldo bei 14 Prozent, im Jahr 2022 dann wieder bei 22 Prozent.
  • Die Arbeitsmarktlage für Krankenpflegehelfer/innen ist kaum weniger stark angespannt als für Altenpflegehelfer/innen. In den Jahren 2018, 2020 und 2022 waren die relativen Salden jeweils die zweithöchsten im Vergleich der Pflegeberufe. Zuletzt entsprach das Defizit 15 Prozent des Beschäftigtenstands.