3.1 Überblick Arbeitsmarkt

Auf einen Blick:

Im Jahr 2022 wurden in Hessen in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken insgesamt 22.699 Pflegekräfte gesucht. Größter Nachfrager waren die Altenpflegeeinrichtungen, die 76 Prozent aller zu besetzenden Stellen für Pflegekräfte anboten. Mit 48 Prozent entfiel etwa die Hälfte der Gesamtnachfrage auf Pflegefachkräfte. Staatlich geprüfte Altenpfleger/innen sowie Gesundheits- und Krankenpfleger/innen waren die am stärksten nachgefragten Berufsgruppen.

Hessenweit reichte im Jahr 2022 das Angebot an Pflegekräften nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Für sämtliche Qualifikationsstufen ergab sich ein Fachkräfteengpass, der bei den Altenpflegern/innen und den Gesundheits- und Krankenpfleger/innen am größten ausfiel.

Setzt man die Salden in Relation zum aktuellen Beschäftigtenstand, so wird erkennbar, wie viel die festgestellte Unterdeckung (in Prozent) bezogen auf den aktuellen Beschäftigtenstand ausmacht. Im Jahr 2022 waren die Engpässe bezogen auf den Beschäftigtenbestand bei den Altenpflegehelfern/innen mit 22 Prozent am stärksten ausgeprägt, gefolgt von den Altenpflegern/innen und den Krankenpflegehelfern/innen mit jeweils 15 Prozent.

Für die Berufsgruppe der Altenpfleger/innen war der Engpass in absoluten Zahlen in der kreisfreien Stadt Frankfurt am Main am größten. Für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen überstieg die Nachfrage das Angebot im Wetteraukreis am deutlichsten. Relativ zum Beschäftigtenstand war der Pflegearbeitsmarkt für Altenpfleger/innen im Rheingau-Taunus-Kreis und im Landkreis Bergstraße am stärksten angespannt. Betrachtet man die Salden in Relation zum Beschäftigtenstand für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, zeigt sich eine stark angespannte Arbeitsmarktlage im Wetteraukreis, im Hochtaunuskreis, im Main-Taunus-Kreis und im Landkreis Fulda.

In Hessen konnte im Jahr 2022 in allen vier Versorgungsbereichen ein Teil der offenen Stellen nicht besetzt werden. Um Engpässe abzufedern, haben insbesondere Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen auch Leiharbeitskräfte eingesetzt. 14 Prozent der Stellen für Altenpfleger/innen in der stationären Pflege sowie 11 Prozent der Stellen für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen in Kliniken wurden mit Leiharbeitskräften besetzt.

Zudem gewinnt die Strategie der Rekrutierung von Pflegefachpersonen im Ausland an Bedeutung. Im Jahr 2022 haben nahezu die Hälfte der Krankenhäuser aktiv Personal angeworben, während die Einrichtungen der Altenpflege deutlich zurückhaltender waren. 6 Prozent der ambulanten und 15 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen haben in 2022 Anwerbeerfahrungen gesammelt. Für 2023 plante allerdings ein höherer Anteil der Pflegeeinrichtungen, diesen Rekrutierungsweg zu nutzen.

Im Jahr 2022 wurde der größte Teil der neu eingestellten Pflegefachpersonen in allen vier Versorgungsbereichen aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis heraus rekrutiert. Die Einstellung von Absolventen/innen einer Fachkraftausbildung gelang den Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen besser als den ambulanten Diensten und den Rehabilitationskliniken.

1. Nachfrage nach Pflegekräften im Jahr 20221

Insgesamt wurden im Jahr 2022 von allen ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie allen Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken 22.699 Pflegekräfte gesucht.2 Am häufigsten wurden staatlich geprüfte Pflegefachkräfte ohne formale Weiterqualifizierung nachgefragt, wobei 5.733 Altenpfleger/innen, 4.480 Gesundheits- und Krankenpfleger/innen und 624 Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen gesucht wurden. Zusätzlich wurden 3.385 Pflegefachkräfte mit staatlich anerkannten Weiterbildungsabschlüssen sowie 369 Pflege(fach)kräfte mit einem pflegebezogenen Studienabschluss nachgefragt. Daneben bestand eine Nachfrage nach staatlich geprüften Pflegehelfer/innen in Höhe von 3.952 Personen und nach angelernten und anzulernenden Hilfskräften in Höhe von 4.156 Personen.

Der Umfang der Nachfrage und – soweit relevant – die Art der fachlichen Ausrichtung, variierten zwischen Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken sowie ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen bei den unterschiedlichen Qualifikationen zum Teil erheblich:

  • 69 Prozent der Pflege(fach)kräfte mit Studienabschluss wurden im Jahr 2022 von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen gesucht (256 von 369).
  • Auch Pflegefachkräfte mit staatlich anerkanntem Weiterbildungsabschluss wurden zu einem Großteil von Einrichtungen der Altenhilfe gesucht. 65 Prozent der Gesamtnachfrage entfiel auf die ambulante und stationäre Pflege. Eine sehr geringe Nachfrage bestand im Jahr 2022 in Rehabilitationskliniken (1 Prozent der Gesamtnachfrage). Am häufigsten wurden Pflegefachkräfte mit den Abschlüssen „Praxisanleiter/in“ (773 Personen), „Stations-, Gruppen- und Wohnbereichsleitung“ (597 Personen) sowie „Fachpfleger/in für Intensivpflege und Anästhesie“ (579 Personen) gesucht.
  • Die meisten staatlich geprüften Pflegefachkräfte (ohne weitere formale Qualifikationen) wurden von stationären (4.046 Personen) und ambulanten Pflegeeinrichtungen (3.091 Personen) nachgefragt. Damit entfielen zwei Drittel (66 Prozent) der offenen Stellen im Jahr 2022 auf die Einrichtungen der Altenhilfe. In den Krankenhäusern waren 3.430 Stellen, in den Rehabilitationskliniken 270 Stellen zu besetzen. Auf erstere entfielen 32 Prozent, auf letztere 2 Prozent der Gesamtnachfrage nach Pflegefachkräften. Während im Klinikbereich fast ausschließlich Gesundheits- und Krankenpfleger/innen gesucht wurden, waren Altenpfleger/innen die am stärksten nachgefragte Berufsgruppe in den Altenhilfeeinrichtungen. In den stationären Pflegeeinrichtungen wurden 3.405 Altenpfleger/innen gesucht, in den ambulanten Pflegeeinrichtungen 2.037.
  • 88 Prozent der Nachfrage nach staatlich geprüften Pflegehelfer/innen entfiel auf die ambulanten Dienste und stationären Altenpflegeeinrichtungen (3.475 von 3.952). Die Zahl der zu besetzenden Stellen lag im stationären Bereich bei 1.982 gesuchten Pflegehelfer/innen, im ambulanten Sektor waren 1.493 Arbeitsplätze zu besetzen. Gesucht wurden vor allem Altenpflegehelfer/innen. Krankenpflegehelfer/innen wurden in etwa in gleicher Zahl in ambulanten Diensten und in Krankenhäusern nachfragt. In den Rehabilitationskliniken fiel kaum Nachfrage nach Pflegehelfer/innen an.
  • Im Jahr 2022 betrug die Anzahl der gesuchten angelernten bzw. anzulernenden Pflegehilfskräfte 4.156 Personen. Diese wurden nahezu ausschließlich in ambulanten (50 Prozent) und stationären Pflegeeinrichtungen (49 Prozent) nachgefragt. In Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken gab es kaum offene Stellen für Pflegehilfskräfte.

2. Zusammenführung von Pflegekräfteangebot und -nachfrage im Jahr 2022

Die Nachfrage nach Pflegekräften wird mit dem verfügbaren Angebot zusammengeführt, um zu einer Einschätzung der Pflegekräftesituation im Jahr 2022 zu gelangen. Diese Einschätzung dient insbesondere der Identifikation von Unterdeckung, Überhang oder Ausgleich zwischen Nachfrage und Angebot in einzelnen Berufen und Qualifikationsebenen. Das Angebot, das der Nachfrage gegenübergestellt wird, berücksichtigt vermittelbare arbeitslose Pflegekräfte und Absolventen/innen.3

Da sich die Nachfrage auf alle im Jahr 2022 gesuchten Pflegekräfte bezieht, handelt es sich um eine sogenannte Jahresbruttogröße. Entsprechend ist auch das Angebot, das auf diese Nachfrage zu beziehen ist, als Jahresbruttogröße auszuweisen. Dies bedeutet, dass alle vermittelbaren arbeitslosen Pflegekräfte und alle Absolventen/innen, die im Jahr 2022 zwecks Deckung der Nachfrage zur Verfügung standen, Berücksichtigung finden.4

Die Zusammenführung erfolgt, indem die Bruttogröße der Nachfrage von den Bruttowerten des Angebots abgezogen wird. Der auf diese Weise ermittelte Saldo gibt Auskunft über das Maß, in welchem das Angebotspotential zur Befriedigung der Nachfrage genügt. Saldenwerte, die gleich Null sind oder nur geringfügig abweichen, werden so interpretiert, dass der Umfang des Angebots ausreichend zur Deckung der Nachfrage war. Werte, die deutlich größer als Null sind, weisen auf einen Angebotsüberhang und negative Werte auf ein quantitativ zu geringes Angebot für die bestehende Nachfrage hin.

Im Jahr 2022 konnte hessenweit in allen betrachteten Pflegeberufen die Gesamtnachfrage der Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege nicht gedeckt werden. Die quantitativ größte Lücke ergab sich für die Altenpfleger/innen. In dieser Berufsgruppe wurden 3.535 Personen mehr gesucht, als an Angebot zur Verfügung standen. Auch bei den Gesundheits- und Krankenpfleger/innen überstieg die Nachfrage das Angebot mit 2.451 Personen deutlich.5 Ebenfalls hoch war die Lücke bei Pflegefachkräften mit staatlich anerkannter Weiterbildung (-1.944) sowie bei den staatlich geprüften Pflegehelfern/innen (-1.880). Nur etwas kleiner war der Engpass an Pflegehilfskräften (-1.623). Zudem fehlten dem hessischen Pflegearbeitsmarkt 376 Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen und 166 akademisch qualifizierte Pflegekräfte.

Dabei weist die hessenweite Situation einige regionale Unterschiede auf. Differenziert man die Analyse der einzelnen Qualifikationsstufen nach den hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten, kam es nicht in allen Regionen zu einem Engpass.

  • Die Salden von Arbeitskräfteangebot und -Nachfrage für Pflegefachkräfte mit einem staatlich anerkannten Weiterbildungsabschluss waren im Jahr 2022 auf Landesebene durchgehend negativ. Die Qualifikation mit der hessenweit größten Unterdeckung war die der „Stations-, Gruppen- und Wohnbereichsleitungen“: Hier wurden 494 Arbeitskräfte mehr gesucht als auf dem Arbeitsmarkt verfügbar waren. Ebenfalls groß war der Engpass mit 412 fehlenden Personen bei den „Fachpfleger/innen für Intensivpflege und Anästhesie“.
  • Das Angebot an staatlich geprüften Altenpflegern/innen reichte im Jahr 2022 rein rechnerisch nur in der kreisfreien Stadt Darmstadt aus, um die Nachfrage der Einrichtungen zu decken. Die in absoluten Zahlen größten Engpässe ergaben sich in der kreisfreien Stadt Frankfurt am Main (-406). Im Landkreis Kassel und im Landkreis Bergstraße fehlten 265 bzw. 263 Altenpfleger/innen.
  • Wie bei den Altenpflegern/innen war auch der Arbeitsmarkt für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen im Jahr 2022 in den allermeisten Regionen Hessens im Ungleichgewicht. Im Wetteraukreis war die Lücke mit 287 fehlenden Personen in absoluten Zahlen am größten. Lediglich im Landkreis Groß-Gerau und im Landkreis Limburg-Weilburg überstieg das Angebot die Nachfrage.
  • Für die Berufsgruppe der Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen waren Angebot und Nachfrage in einem Teil der Landkreise und kreisfreien Städten weitgehend im Gleichgewicht. Die größte Lücke zeigte sich in der Stadt Kassel mit 148 fehlenden Fachkräften. Die Nachfrage war dort sowohl im Krankenhaussektor als auch im ambulanten Bereich mit Abstand die höchste im Vergleich der Gebietskörperschaften. Ein deutlicher Angebotsüberhang in Höhe von 18 Personen ergab sich für die Stadt Offenbach am Main.
  • Auch die Arbeitsmarktlage für staatlich geprüfte Altenpflegehelfer/innen unterschied sich regional: Am größten war der Engpass im Landkreis Kassel (-148), gefolgt vom Main-Kinzig-Kreis (-110) und den Landkreis Offenbach (-107). Bedeutsame Angebotsüberhänge ergaben sich nur für die Städte Offenbach am Main und Darmstadt.
  • Die Nachfrage nach Krankenpflegehelfer/innen überstieg das Angebot ebenfalls in den meisten Regionen Hessens. In 12 der 26 Gebietskörperschaften fehlten jeweils mehr als 20 Krankenpflegehelfer/innen. Am größten war das Ungleichgewicht in der Stadt Kassel, wo die Nachfrage das Angebot rein rechnerisch um 65 Arbeitskräfte überstieg. Ein relevanter Angebotsüberhang zeigte sich im Landkreis Gießen (+21).
  • Auch für Pflegehilfskräfte war die Arbeitsmarktlage im Jahr 2022 nur in wenigen Gebietskörperschaften entspannt. Angebotsüberhänge ergaben sich in der Stadt Offenbach am Main (+28) und im Main-Kinzig-Kreis (+19). Die größten Engpässe zeigten sich dagegen im Landkreis Kassel (-170) und in der kreisfreien Stadt Frankfurt (-159).

3. Arbeitsmarktlage in Relation zum Beschäftigtenstand

Die absoluten Zahlen zu Überhängen oder Engpässen geben einen ersten Überblick zur Fachkräftesituation in den Landkreisen und kreisfreien Städten. Um das Ausmaß von Überhängen oder Engpässen im regionalen Vergleich und zwischen den Berufen bewerten zu können, ist allerdings eine relative Betrachtung der Salden bezogen auf den Beschäftigtenstand besser geeignet. Dafür werden die Überhänge bzw. Engpässe in Beziehung zum Beschäftigtenstand in den jeweiligen Regionen gesetzt. Grundlage für die Berechnung sind die Beschäftigtendaten aus der Pflegestatistik, der Krankenhausstatistik und der Statistik der Vorsorge- und Rehabilitationskliniken für das Jahr 2021.

Setzt man die Salden in Relation zum aktuellen Beschäftigtenstand, so wird erkennbar, wie hoch die Unterdeckung im Verhältnis zum aktuellen Beschäftigtenstand in der jeweiligen Berufsgruppe ausfiel. Regional unterschiedliche Arbeitsmarktlagen werden bei dieser Betrachtung deutlich.

  • Für die Berufsgruppe der Altenpfleger/innen war die Unterdeckung im Rheingau-Taunus-Kreis besonders groß, der Engpass entsprach 36 Prozent des Beschäftigtenstands. An zweiter Stelle folgt der Landkreis Bergstraße mit einem relativen Saldo in Höhe von 28 Prozent. Der hessische Durchschnitt lag dagegen nur bei 15 Prozent.
  • Etwas weniger stark angespannt waren die regionalen Arbeitsmärkte für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen. Der relative Saldo für Hessen insgesamt entsprach 7 Prozent. Deutlich über dem Durchschnitt lag nicht nur der Wetteraukreis (20 Prozent), sondern auch der Landkreis Fulda sowie der Hochtaunuskreis und der Main-Taunus-Kreis mit einem relativen Saldo von jeweils 14 Prozent.
  • Für die Berufsgruppe der Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen entsprach der landesweite Saldo 10 Prozent des Beschäftigtenstandes. Aufgrund einer relativ niedrigen Beschäftigtenzahl bei gleichzeitig sehr hoher Nachfrage wurde im Vogelsbergkreis ein großer Fachkräfteengpass sichtbar (118 Prozent). Die in absoluten Zahlen große Lücke in der kreisfreien Stadt Kassel entsprach 47 Prozent des Beschäftigtenstandes.
  • Der relative Saldo für staatlich geprüfte Altenpflegehelfern/innen war mit 22 Prozent größer als für die anderen Pflegeberufe. Im Odenwaldkreis entsprach der Engpass sogar 102 Prozent des Beschäftigtenstandes. An zweiter und dritter Stelle folgten der Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Landkreis Waldeck-Frankenberg mit überdurchschnittlich hohen Defiziten, die 55 Prozent bzw. 50 Prozent des Beschäftigtenstandes entsprachen.
  • Für Krankenpflegehelfer/innen waren die Engpässe insgesamt nur etwas weniger stark ausgeprägt als für Altenpflegehelfer/innen. Der Saldo entsprach im Landesdurchschnitt 15 Prozent des Beschäftigtenstands. Am größten waren die Lücken im Landkreis Darmstadt-Dieburg (66 Prozent) und im Vogelsbergkreis (62 Prozent).

4. Stellenbesetzungssituation in der Kranken- und Altenpflege im Jahr 2022

Dass die Lage auf dem hessischen Pflegearbeitsmarkt im Jahr 2022 stark angespannt war, zeigt sich auch am Anteil der offenen Stellen, die nicht besetzt werden konnten, an den von den Leistungserbringern artikulierten Stellenbesetzungsproblemen, am Einsatz von Leiharbeitskräften und am Ausmaß der Rekrutierung von Pflegepersonal im Ausland.

Stellenbesetzungssituation in Krankenhäusern und Rehakliniken

In den hessischen Krankenhäusern konnte im Jahr 2022 ein Teil der Pflegestellen nicht besetzt werden. Der Anteil nicht besetzter Stellen war für Pflegefachkräfte mit Weiterbildung mit 55 Prozent am höchsten. Arbeitsplätze für Pflegefachkräfte mit Studienabschluss konnten zu 38 Prozent nicht besetzt werden. Darüber hinaus blieben 33 Prozent der angebotenen Arbeitsplätze für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen und 29 Prozent der Stellen für Krankenpflegehelfer/innen unbesetzt.

In Rehabilitationskliniken waren Stellenbesetzungsprobleme ebenfalls stark ausgeprägt. Zwar wurden deutlich weniger Stellen für Pflegekräfte mit Weiterqualifizierung angeboten als in Akutkrankenhäusern, die Stellenbesetzung fiel jedoch schwerer. Von den Arbeitsplätzen für akademisch qualifiziertes Pflegepersonal blieben 80 Prozent, von den Stellen für weitergebildete Pflegefachkräfte die Hälfte unbesetzt. Der Anteil der nicht besetzten Stellen für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen lag mit 30 Prozent ähnlich hoch wie in den Krankenhäusern.

Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zeigen sich auch am Anteil der Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken, die im Jahr 2022 nach eigenen Angaben Probleme bei der Besetzung offener Stellen hatten. So äußerten 67 Prozent der Akutkrankenhäuser, die Pflegefachkräfte mit Studienabschluss oder staatlich anerkannter Weiterbildung gesucht hatten, dass es Probleme bei der Stellenbesetzung gab. 87 Prozent der Krankenhäuser artikulierten Probleme bei der Stellenbesetzung mit Pflegefachkräften ohne weitere Qualifikation. Bei offenen Stellen für Pflegehelfer/innen ergab sich ein Anteil von 52 Prozent. Rehabilitationskliniken, die in 2022 Pflegekräfte gesucht haben, gaben zu 83 Prozent Probleme bei der Besetzung offener Stellen für Pflegefachkräfte mit Studienabschluss oder Weiterbildung an. 81 Prozent der Kliniken äußerten Stellenbesetzungsprobleme bei der Suche nach Pflegefachkräften ohne Weiterqualifizierung. Die Gewinnung von Pflegehelfer/innen wurde von 57 Prozent der Rehabilitationskliniken als problembehaftet beschrieben.

Stellenbesetzungssituation in Einrichtungen der Altenpflege

Bezüglich des Anteils der nicht besetzten Stellen waren die Einrichtungen der Altenpflege im Jahr 2022 im Vergleich zu den Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken zum Teil mit noch größeren Stellenbesetzungsproblemen konfrontiert. In den ambulanten Pflegediensten konnten 68 Prozent der Arbeitsplätze für akademische Pflegekräfte und mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze für weitergebildete Pflegefachkräfte (56 Prozent) nicht besetzt werden. Auf etwas niedrigerem Niveau lagen die Anteile unbesetzter Stellen für Altenpfleger/innen und Gesundheits- und Krankenpfleger/innen (44 bzw. 45 Prozent). Auf der Qualifikationsebene der staatlich geprüften Alten- und Krankenpflegehelfer/innen blieben 47 bzw. 50 Prozent der offenen Stellen vakant. Zudem konnte nahezu ein Viertel der Stellen für Pflegehilfskräfte nicht besetzt werden.

Im Sektor der stationären Altenpflege waren die Besetzungsschwierigkeiten kaum weniger stark ausgeprägt. Etwa 6 von 10 (63 Prozent) Stellen für Pflegefachkräfte mit akademischer Qualifikation blieben unbesetzt sowie 45 Prozent der Stellen für Pflegefachkräfte mit Weiterbildungen. Nur unwesentlich leichter gestaltete sich die Rekrutierung von Altenpfleger/innen (36 Prozent unbesetzte Stellen) oder Gesundheits- und Krankenpfleger/innen (35 Prozent unbesetzte Stellen). Die Stellen für Alten- und Krankenpflegehelfer/innen blieben zu 40 bzw. 42 Prozent unbesetzt. Die Arbeitsplätze für Pflegehilfskräfte konnten zu 18 Prozent nicht besetzt werden.

Neben dem Anteil nicht besetzter Arbeitsplätze ist das Ausmaß der von den Einrichtungen artikulierten Stellenbesetzungsprobleme ein guter Indikator für die Arbeitsmarktsituation. Im Sektor der Altenpflege äußerten die Einrichtungen, die 2022 Pflegekräfte gesucht haben, ähnliche Probleme bei der Stellenbesetzung wie im Klinikbereich. Etwa 6 von 10 ambulanten Einrichtungen, die Pflegekräfte mit weiteren Qualifikationen (Studienabschluss, Weiterbildung) gesucht hatten, gaben Stellenbesetzungsprobleme an. Bei den Pflegefachkräften ohne formale Weiterqualifizierung sprachen sogar 79 Prozent von Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung. Mit 77 Prozent hatte die überwiegende Mehrheit der ambulanten Dienste zudem Probleme, Stellen für Pflegehelfer/innen zu besetzen. 64 Prozenten gaben sogar Probleme bei der Besetzung von Hilfskraft-Stellen an. In stationären Pflegeeinrichtungen waren Stellenbesetzungsprobleme in etwa gleich stark ausgeprägt: 58 Prozent der Einrichtungen gaben an, Probleme bei der Besetzung von Stellen für Pflegekräfte mit weiteren Qualifikationen (Studienabschluss oder Weiterbildung) gehabt zu haben. Bezüglich der Gruppe der Pflegefachkräfte ohne weitere formale Qualifikation waren es wie im ambulanten Sektor 79 Prozent. Die Besetzung von Stellen für Pflegehelfer/innen und Hilfskräfte erlebten 76 Prozent bzw. 52 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen als problembehaftet.

Zum Einsatz von Leiharbeitskräften

Insbesondere in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen wurden im Jahr 2022 Leiharbeitskräfte eingesetzt, um Stellenbesetzungsprobleme abzufedern. Während 9 von 10 ambulanten Diensten und etwa 7 von 10 Rehabilitationskliniken angaben, im Jahr 2022 nie auf Leiharbeit zurückgegriffen zu haben, setzten 43 Prozent der Akutkrankenhäuser sowie 18 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen dauerhaft Leiharbeitskräfte ein. Weitere 18 Prozent der Krankenhäuser sowie 31 Prozent der Pflegeheime griffen gelegentlich auf Leiharbeitskräfte zurück.

11 Prozent der offenen Stellen für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen in Krankenhäusern sowie 14 Prozent der Stellen für Altenpfleger/innen in der stationären Langzeitpflege sind im Jahr 2022 mit Leiharbeitskräften besetzt worden.

Zwischen 2018 und 2020 hat der Anteil der Krankenhäuser und stationären Pflegeeinrichtungen, die dauerhaft oder gelegentlich Leiharbeit nutzen, zugenommen. Zwischen 2020 und 2022 ist er allerdings wieder leicht gesunken. In der ambulanten Pflege bleibt der Anteil der Einrichtungen, die Leiharbeitskräfte einsetzen, zwischen 2018 und 2022 konstant niedrig.

Zur Rekrutierung von Pflegefachpersonen

Erstmals hat der Hessische Pflegemonitor bei der Erhebung des Jahres 2023 unterschiedliche Rekrutierungswege für Pflegefachpersonen in den Blick genommen. 55 Prozent der im Jahr 2022 neu eingestellten Altenpfleger/innen, Krankenpfleger/innen und Kinderkrankenpfleger/innen in allen vier Versorgungssektoren kamen aus einer Beschäftigung bei einem anderen Arbeitgeber. 26 Prozent waren Absolventen/innen der drei Fachkraftausbildungen, 12 Prozent sind aus dem Ausland zugewandert oder angeworben worden. Nur 2 Prozent der neu eingestellten Pflegefachpersonen kamen aus Arbeitslosigkeit.

Je nach Versorgungsbereich ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede: Ambulante Pflegedienste und Rehabilitationskliniken haben mit 73 Prozent bzw. 71 Prozent deutlich mehr Pflegepersonal aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis rekrutiert als Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen. Die Gewinnung von Ausbildungsabsolventen/innen spielte hier dagegen eine geringere Rolle. Ambulante Pflegedienste haben mit 5 Prozent vergleichsweise viele Pflegekräfte aus Arbeitslosigkeit eingestellt. In Rehabilitationskliniken war die Anwerbung und Beschäftigung ausländischer Pflegefachpersonen bedeutsamer als in der Altenhilfe (14 Prozent). Diese Strategie trägt gleichfalls in den Krankenhäusern: 23 Prozent der neu eingestellten Pflegefachkräfte im Jahr 2022 stammten aus dem Ausland. 38 Prozent wurden aus der Ausbildung rekrutiert, was den höchsten Wert im Vergleich der vier Versorgungsbereiche darstellt. Die Rekrutierung aus Beschäftigung trifft nur auf 35 Prozent und damit auf vergleichsweise wenig neu eingestellte Fachkräfte zu. Die stationären Pflegeeinrichtungen rekrutierten mit 60 Prozent die Mehrzahl aus bestehenden Beschäftigungsverhältnissen, ein Viertel der neu eingestellten Pflegekräfte kam direkt aus der Ausbildung. 8 Prozent sind im Ausland angeworben worden oder autonom zugewandert.

Deutlich mehr Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken als Einrichtungen der Altenhilfe haben im Jahr 2022 aktiv Pflegefachpersonen im Ausland angeworben. 47 Prozent der Krankenhäuser und 20 Prozent der Rehabilitationskliniken haben sich entsprechend engagiert. 40 Prozent der Krankenhäuser haben bereits vor 2022 schon Anwerbeerfahrungen gesammelt. Es handelt sich somit vielerorts nicht um eine gänzlich neue Strategie zur Gewinnung von Fachpersonal. Für das Jahr 2023 planen mit 57 Prozent der Krankenhäuser und 30 Prozent der Rehabilitationskliniken ein jeweils höherer Anteil, im Ausland anzuwerben.

Die ambulanten Pflegeeinrichtungen gaben sich deutlich zurückhaltender bezüglich der Rekrutierung im Ausland als die stationären Pflegeeinrichtungen. Nur 6 Prozent haben im Jahr 2022 Anwerbeerfahrungen gemacht im Vergleich zu 15 Prozent der Pflegeheime. Erfahrungen in den vorangegangenen Jahren haben 6 Prozent der Pflegedienste und 18 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen gesammelt. Im Jahr 2023 planten 15 Prozent der ambulanten und 25 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen, aktiv im Ausland anzuwerben.